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Vorlage - 92/2012  

 
 
Betreff: Kinder- und Jugendförderplan 2009 - 2014
Projekt "Jugend braucht Lebensräume"
Status:öffentlichVorlage-Art:Beschlussvorlage - öffentlich
Federführend:51 Jugend und Familie   
Beratungsfolge:
Jugendhilfeausschuss
12.06.2012 
Jugendhilfeausschuss (offen)   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlagen:
Projekt Jugend braucht Lebensräume - Monatsbericht April 2012  

Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Sachstandsbericht zum Projekt “Jugend braucht Lebensräume“ zustimmend zur Kenntnis.

 


III. Zusammenfassung

 

Der geltende Kinder- und Jugendförderplan des Kreises Soest sieht vor, auf dringende und kurzfristig entstandene Bedarfssituationen zu reagieren und diese zu bezuschussen.

In allen Kommunen des Kreises Soest wurde bei der Bereisung zur Aufstellung des Kinder- und Jugendförderplans der dringende Bedarf geäußert, sich mit der Thematik der sogenannten „informellen Jugendtreffpunkte“ zu befassen. Lärmbelästigung, Sachbeschädigungen und Beschwerden seitens der Anwohner waren der Anlass.

 

Grundlegende Handlungskonzepte zur Entwicklungsbegleitung und zum Schutz von Jugendlichen in der Jugendphase sind erforderlich. Aktive Beteiligung, das Ansetzen an ihren Interessenlagen und gleichzeitig generationsübergreifende Lösungsansätze für ein gemeinsames Leben in der Gesellschaft zu erarbeiten, sind erforderlich. Das Projekt „Jugend braucht Lebensräume“ soll gemeinsam mit den Jugendarbeitern in den Städten und Gemeinden und externer fachlicher Moderation dieses Handlungskonzept erarbeiten.

 

Der Jugendhilfeausschuss beauftragte in seiner Sitzung am 23.05.2011 die Verwaltung, das Projekt „Jugend braucht Lebensräume“ durchzuführen. Im Juli 2011 wurde das Projekt begonnen und soll im Dezember 2012 abgeschlossen werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf

59.500 €. Das Projekt wird anteilig mit Mitteln aus dem Landesjugendförderplan in Höhe von 33.523 € finanziert. Der Sachstandsbericht informiert über die bisher geleistete Arbeit.

Im September wird das Projekt und seine Auswirkungen auf die Mobile Jugendarbeit in den Kommunen des Kreises Soest ausführlich dem Jugendhilfeausschuss von Herrn Dölker (wissenschaftliche Begleitung des Projektes) vorgestellt.

 

 

 

 

 

 

 

 


IV. Sachdarstellung

 

Sachstandsbericht zum Projekt „ Jugend braucht Lebensräume“

Der Jugendhilfeausschuss beauftragte in seiner Sitzung am 23.05.2011 die Verwaltung, das Projekt „Jugend braucht Lebensräume“ durchzuführen. Im Juli 2011 wurde das Projekt begonnen und soll im Dezember 2012 abgeschlossen werden.

 

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 59.500 €. Das Projekt wird anteilig mit Mitteln aus dem Landesjugendförderplan in Höhe von 33.523 € finanziert.

 

 

Zu Beginn des Projektes fand eine mehrtägige Schulung für die Honorarkräfte mit den Hauptthemen „Möglichkeiten der Partizipation“, „Jugendschutz“ und „Gewaltprävention“ statt. Die genaue Aufgabenstellung für das Projekt mit den Besonderheiten jeder einzelnen Kommune des Kreises Soest entwickelte sich ebenfalls hier. Die Honorarkräfte, die in den sieben Kommunen (Anröchte, Bad Sassendorf, Erwitte, Lippetal, Möhnesee, Rüthen, und Welver) eingesetzt wurden, haben den Kontakt von jedem Treffen mit Jugendlichen dokumentiert. Damit war eine bessere Auswertung der Aktionen, Angebote und Partizipationsmöglichkeiten gegeben. Der Austausch zwischen den verschiedenen Kommunen, den Jugendfreizeiteinrichtungen und dem Kreisjugendamt konnte so auf kurzem Weg stattfinden.

 

Die vier Kommunen (Ense, Geseke, Werl, und Wickede) mit hauptamtlichen Streetworkern haben ebenfalls an dem Projekt teilgenommen. Um einen gut strukturierten Austausch zu gewährleisten, hat sich ein Arbeitskreis „Streetwork“ für den Kreis Soest gebildet, der sich einmal monatlich trifft.

 

Im Anschluss an die Schulung fanden die Vorstellungen in den einzelnen Kommunen (Ordnungsämter, Polizei und Jugendeinrichtungen) statt. Hier wurde das Projekt positiv aufgenommen und die informellen Treffpunkte gemeinsam aufgesucht.

Weiterhin fanden regelmäßige Zusammentreffen mit den örtlich zuständigen Jugendarbeitern statt, bei denen die Kontakte reflektiert und gemeinsam weitere Handlungsschritte entstanden.

Eine gemeinsame Zwischenauswertung hat ebenfalls stattgefunden. Dadurch ist eine Kontrolle erfolgt, ob das Projekt in die richtige Richtung läuft. Bestehende Stolpersteine konnten besprochen und größtenteils ausgeräumt werden.

 

Die Arbeit an den informellen Treffpunkten wurde regelmäßig dokumentiert und mündete in monatlichen Kurzberichten. Exemplarisch ist ein Monatsbericht dieser Dokumentation angefügt (Anlage 1).

 

Parallel zu der Arbeit der Honorarkräfte fand regelmäßig der Arbeitskreis der hauptamtlichen Jugendarbeiter mit einer Moderationsfachkraft statt, in dem die Entwicklung eines Handlungsleitfadens für die zukünftige Arbeit in diesem Bereich im Mittelpunkt stand. Als wichtige Grundlage dafür ist nach Vorbild der BAG Streetwork eine Handlungsmaxime besprochen worden. Hier geht um es um ein abgeklärtes, eigenes Rollenverständnis. Durch eine eigene Haltung und dem klaren Rollenverständnis können die Streetworker die Bedarfe der Jugendlichen besser in alle Richtungen vertreten.

 

Diesen Arbeitskreis hat eine Moderationsfachkraft mit einschlägigen Erfahrungen in der Partizipationsarbeit moderiert. In diesem Handlungsleitfaden geht es hauptsächlich um die Einführung sozialraumorientierter Partizipationsformen für Jugendliche in den einzelnen Kommunen. Die Jugendarbeiter des Kreises haben an diesem Arbeitskreis ebenfalls teilgenommen und konnten so für die Honorarkräfte als Multiplikatoren dienen. Dabei ging es darum, die jeweiligen neuen Ansätze den Honorarkräften zugänglich zu machen. Weiterhin haben die Honorarkräfte die theoretisch entwickelten Ansätze in der Praxis vor Ort erprobt. Die hier gemachten Erfahrungen sind anschließend wieder in die Entwicklung des Handlungsleitfadens eingeflossen.

 

Die Grundlage des Handlungsleitfadens basiert auf einem Handlungsschema, welches aus einem Mix unterschiedlichen sozialarbeiterischen Methoden besteht:

 

1.Wie trete ich mit Jugendlichen in Kontakt/ Was habe ich zu bieten?

Rollenklarheit!

 

2.Bedürfnisse der Jugendlichen erforschen

 

Methoden:

a)Subjektive Landkarte

b)Nadelmethode

c)Stadtspaziergänge

d)Sozialreportage

e)Stadtteilfotographie

 

3.Interpretation der Bedürfnisermittlung in der Gruppe!

 

4.Lebenssituation verbessern durch Zukunftswerkstatt

a)Kritikphase (Was ist vor Ort nicht schön?)

b)Utopiephase (Formulierung von konkreten und realistischen Bedürfnissen)

c)Was bist du bereit zu tun, um die Situation zu verbessern?

 

5.Eigenen Beitrag leisten  Selbst tun!

 

Aufsuchen / Streetwork

 

a)In Kontakt treten

b)Kennenlernen (zukunftsorientiert)

c)Kontakt halten (Kontinuität)

d)Attraktiv sein für Jugendliche

e)Gelingende Beziehung erarbeiten

Gegenseitiges Vertrauen

 

(Methodenwechsel)

 

Soziale Gruppenarbeit (Cliquenarbeit)

 

Durch die ersten Phasen des Handlungsschemas (in Kontakt treten, Kennen lernen und die Kontakte halten und intensivieren) ist erst mal eine vertrauensvolle Beziehung zueinander entstanden. Hier haben die Streetworker sehr intensiv mit den verschiedenen Jugendgruppen gearbeitet. Die Beziehungen festigten sich durch spezielle Angebote und Aktionen. Durch die vielen unterschiedlichen Methoden konnten dann die Bedarfe der Jugendlichen mit ihnen gemeinsam erforscht werden. Dieses gemeinsame Erkennen von Bedarfen ist der erste Schritt zur aktiv gelebten Partizipation. Nun konnten die Jugendlichen gemeinsam mit den Streetworker Überlegungen anstellen, was sie ändern möchten. Hierzu gehörte natürlich auch zu beraten, welche Utopien überhaupt umsetzbar sind und, hier kommen wir zu dem wichtigsten Punkt: Was ist jeder Jugendliche selbst bereit für die Erreichung der Wünsche zu tun?

 

Genau hier fing der arbeitsintensivste Bereich in der Partizipationsarbeit mit Jugendlichen an. Die Jugendlichen mussten sich durch kleine Erfolge immer wieder neu Motivation für die weitere Gruppenarbeit holen.

In diesem Punkt konnte die Moderationsfachkraft, die über viele eigenen Erfahrungen in diesem Arbeitsbereich verfügt, die unterschiedlichen Ansätze der Streetworker und Jugendarbeiter gut strukturieren.

 

Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Kommunen, der jeweiligen Honorarkraft und den hauptamtlichen Streetworkern lief sehr positiv. Die Honorarkräfte konnten sich größtenteils auf die Unterstützung der Kommune verlassen und mit ihrer Hilfe weitere Angebote wie oben beschrieben planen.

 

Ein Großteil der Jugendlichen hat erkannt, dass sie selbst aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und ihre Sozialräume selbst mitgestalten müssen. Dann kann mit allen Beteiligten eine konstruktive Arbeit stattfinden. Ziel dieser Arbeit ist es, Situationen nicht eskalieren zu lassen, sondern es können „win-win“ Lösungen gemeinsam entstehen.

Die Jugendlichen sind mit solchen Partizipationsmöglichkeiten fester in ihrer Gemeinde verwurzelt und sind auch später zu einem aktiven gesellschaftlichen bzw. gesellschaftspolitischen Leben bereit. Sie erleben, dass sie für die Zukunft der Kommune wichtig sind und ihre Bedürfnisse angemessene Beachtung und Wertschätzung finden.

 

Für die Zukunft des Kreises Soest bedeutet diese festere Verwurzelung der Jugend in ihren Herkunftsorten, eine Stärkung der jungen Menschen innerhalb der Städte und Gemeinden. Dabei muss es Ziel sein, mit diesen Maßnahmen Jugendliche auch nach ihrer Ausbildung in den Kommunen eine Zukunft zu geben. Damit ist es möglich, dem demographischen Wandel entgegen zu wirken.

 

Für die Zukunft in der Kinder- und Jugendarbeit bedeutet es, mehr in den Bereich der aufsuchenden Jugendarbeit zu gehen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten, und mit jeder neuen Generation Mitgestaltungsmöglichkeiten zu entwickeln und umzusetzen.

 

Um diese Partizipationsformen weiter zu entwickeln ist der Einsatz der Honorarkräfte bis Mitte 2012 aus eigenen finanziellen Mitteln sichergestellt. Weitergeführt wird auch der „Arbeitskreis Streetwork“, der sich im Rahmen des Projektes gebildet hat und in dem es einen intensiven Austausch zwischen den Honorarkräften und hauptamtlichen Streetworkern gibt.

 

Im September wird das Projekt und seine Auswirkungen auf die Mobile Jugendarbeit in den Kommunen des Kreises Soest ausführlich dem Jugendhilfeausschuss von Herrn Dölker (wissenschaftliche Begleitung des Projektes) vorgestellt.

 

 

 

Anlage 1Monatsbericht April 2012