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Vorlage - 276/2022  

 
 
Betreff: Bericht zum Abschluss des Pilotprojektes „Digitale Pflegeberatung“
Status:öffentlichVorlage-Art:Informationsvorlage - öffentlich
  Aktenzeichen:50.04
Federführend:50 Soziales   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Soziales Kenntnisnahme
22.11.2022 
Sitzung des Ausschusses für Soziales (offen)   

Finanzielle Auswirkungen
Sachverhalt

 

Höhe der gesamten finanziellen Auswirkungen:

 

Produkt:

 

x

Die erforderlichen Mittel sind im Produkt eingeplant.

 

Die erforderlichen Mittel sind teilweise im Produkt eingeplant, eine Deckung erfolgt durch:

 

Die erforderlichen Mittel sind nicht eingeplant.

Erläuterungen:

Konto 448.1.000 Kostenerstattung Land 124.735 €

Konto 543.1.000 Geschäftsaufwendungen / digitale Pflegeberatung 63.856 €

Produkt 05.50.70 Pflegeplanung und Alter

Ein Teil der Erträge und Personalaufwendungen ist im Produkt 01.10.01 IT und Verwaltungsdigitalisierung eingeplant.

 

 


Zusammenfassung

In 2020 hat sich der Kreis Soest mit dem Projekt „Digitale Pflegeberatung“, gemeinsam mit dem Märkischen Kreis, um Mittel des Landes NRW zur Förderung von digitalen Modellregionen beworben.

 

Im September 2020 hat das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Fördermittel in Höhe von ca. 360.000 €r den Kreis Soest bewilligt.

 

Das Projekt war auf den Zeitraum vom 15.09.2020 bis zum 22.10.2022 befristet.

 

Zum Abschluss des Projektes wird über den derzeitigen Stand der Projektthemen, die Auswertung und die weitere Umsetzung berichtet.


Sachdarstellung

 

Die wfg Wirtschaftsförderung Kreis Soest GmbH / Herr Frischkorn stellte am 20.02.2019 in der AG Pflege und am 08.05.2019 in der Konferenz Alter und Pflege Ansätze zur Verbesserung der personellen Situation in der Pflege durch eine intensive Digitalisierung der Aufgabenbereiche vor.

 

Zur Umsetzung diese Ansätze wurden von der wfg in 2020 i.R.d. Förderaufrufs „Digitale Modellregion“ des Landes NRW zwei Projektstränge verfolgt:

 

  1. Einrichtung einesZentrums digitale Pflege“ Federführung: wfg
    Verleihung eines Sterns i.R.d. Regionale 2025.
    Der nächste Schritt ist die Entscheidung über die EFRE Förderung April 2022.

 

  1. Digitale Pflegeberatung Federführung: SG Organisation und SG Pflegeplanung und Alter.
    Im September 2020 hat das Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Fördermittel in Höhe von ca. 360.000 €r den Kreis Soest bewilligt.
    Aus diesen Mitteln werden u.a. eine anteilige Stelle im SG 10.01 für die Projektleitung (Frau Anja Schorlau) und eine Stelle im SG 50.04 für den Digital-Beauftragten (Herr Florian Loetz) finanziert.

 

Projektstart 15.09.2020: Projektabschluss 22.10.2022

 

Der Märkische Kreis, die Wirtschaftsförderung Märkischer Kreis und der Kreis Soest treten in dem Projekt als Partner auf.

 

Die Schwerpunkte sind zwischen dem Märkischen Kreis und dem Kreis Soest aufgeteilt.

 

Ziele des Märkischen Kreises

  1. Erprobung der Videoberatung
  2. Erprobung eines Pflege-Café
  3. Aufbau einer Kooperationsplattform mit externen Akteuren (Krankenhäusern, Ärzten etc).

 

Ziele des Kreises Soest

  1. Digitale Pflegeberatung, insbesondere modellhafte Entwicklung und Erprobung von digitalen Werkzeugen
  2. Überprüfung und Optimierung des Fachverfahrens im Bereich der Pflegeberatung (ggf. Neueinführung eines Fachverfahrens)
  3. Maßnahmendefinition zur Einführung der elektronischen Akte und Anbindung der Fachanwendung

 

Ausgangslage bei der digitalen Pflegeberatung

 

Die Digitale Pflegeberatung informiert über grundlegende Aspekte und eignet sich für Auskünfte und Informationen. Sie erweitert und ergänzt die umfassende und persönliche Pflegeberatung, die detailliert auf persönliche Belange im Gespräch eingeht. Die Kommunen und Kreise bieten damit ein differenziertes Beratungsangebot für Ratsuchende an.

Die bisherigen Dienstleistungen der Pflegeberatungen des Kreises Soest und des Märkischen Kreises ermöglichen zurzeit noch keine digitale End-to-End Beratung. Durch die Digitalisierung können sich zusätzliche Kommunikationskanäle ergeben, die insgesamt eine bessere Orientierung bieten und die Lösungsfindung konkreter Fragestellungen sinnvoll anreichern.

 

 

 

Projektergebnisse

 

Die folgenden digitalen Tools wurden im Projekt umgesetzt und getestet. Sie sind zu finden auf der Internetseite „Pflegeatlas“ des Kreises Soest unter https://pflegeatlas.kreis-soest.de/pflegeatlas/. Die Angaben zur Nutzung beziehen sich auf den Projektzeitraum bis 31.08.2022.

 

  1. Kontaktformular
    Mit einem Kontaktformular kann ein ckmeldewunsch per Email oder Telefon rund um die Uhr an die Pflegeberater gerichtet werden.

Das Kontaktformular wurde mit Form-Solutions (kostenlos) erstellt.

Start: Ende Mai 2021.

Nutzung: 40 Mal.

 

Ausblick: Das Kontaktformular bleibt bestehen.

 

 

  1. Moderierter Gruppenchat
    An drei festen Terminen in der Woche beantworteten die Pflegeberater*innen in einem offenen Gruppenchat alle Fragen rund um das Thema Pflege. Die Teilnahme war anonym und während der Online-Sprechzeit ohne vorherige Anmeldung einfach durch Klick auf den Link möglich. Technisch umgesetzt wurde der Gruppenchat durch die Chat-Funktion TALK des Cloudspeichers „Next-Cloud“ (Open-Source). Mit Hilfe der App „TALK“ erfolgte eine Verlinkung zum Chatraum auf dem „Pflegeatlas“. Da der (sehr hohe personelle) Aufwand in keinem Verhältnis zur (sehr seltenen) Nutzung stand, wurde der Gruppenchat bereits Ende Mai 2022 eingestellt.

Start: 07.12.2021, Ende: Mai 2022.
Nutzung: 5 Mal.

Ausblick: Im Rahmen der Projektlaufzeit konnte kein Mehrwert im moderierten Gruppenchat erkannt werden. Die Chatberatung wird nicht als ein regelmäßiges Angebot der Pflegeberatung eingeführt.
 

 

  1. Podcast
    Als zusätzliche Hilfestellung bei der Beschaffung von Informationen über die Versorgungsangebote wird den Bürger*innen mit dem „Podcast“ ein zusätzliches digitales Informationsangebot zur Verfügung gestellt werden.

 

Die Folgen wurden von den drei Pflegeberater*innen des Kreises und dem Digitalbeauftragten selber erstellt und eingesprochen. Sie wurden dabei unterstützt von einem Coach eines professionellen Podcaststudios.

 

Bisher wurden 16 Folgen zu folgenden Themen fertig gestellt und regelmäßig auf dem „Pflegeatlas“ des Kreises Soest und über podcaster.de auf den diversen Podcast-Plattformen (iTunes, Spotify, Deezer…) veröffentlicht:

 

Folge 0 „Vorstellung des Podcasts“

Folge 1 „Pflegebedarf erkennen und handeln“

Folge 2 „Entlastungsbetrag“

Folge 3 „Hilfsmittel“

Folge 4 „Pflegegrad 2“

Folge 5 „Beratungsbesuch nach § 37 Abs. 3 SGB XI“

Folge 6 „Pflegeleistungen bei Pflegegrad 1“

Folge 7 „Tagespflege“

Folge 8 „Verhinderungspflege“

 

Folge 9 „Kurzzeitpflege“

Folge 10 „Pflegegutachten“

Folge 11 „Pflegeberatung“

Folge 12 Ambulant vor stationär“

Folge 13 „Wohnberatung“

Folge 14 „Gastfamilie“

Folge 15 „Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf“

Folge 16 „Flexirente“

 

Auf der Homepage des Kreises Soest sind zu den einzelnen Themen zusätzlich hilfreiche Links veröffentlicht, über die sich Interessierte weitergehend informieren können.

Der Podcast lässt sich auf Wunsch auch einfach auf die Internetseiten anderer Kommunen/Akteure im Gesundheitswesen etc. übertragen durch Integration des Webplayers. So ist der Podcast z.B. auch abrufbar auf der Homepage des „Netzwerk miteinander in Warstein und Rüthen“.

Start: 22.12.2021.

Nutzung: 14.937 Hörer*innen, 6.431 Downloads.

 

Ausblick: Das Medium ist sehr erfolgreich, die regelmäßige Veröffentlichung weiterer Folgen ist geplant.

 

 

  1. Chatbot
    Der Chatbot „Carey“ fungiert als digitale Erweiterung des „Pflegeatlas“ und liefert den Ratsuchenden rund um die Uhr (24/7) die nötigen Informationen und Auskünfte zum Thema Pflege im Kreis Soest. Dabei werden auch Links zu Filmen, Podcast-Folgen, hilfreiche Internetseiten und Dokumente angezeigt. Der Chatbot befindet sich noch in der Entwicklung und wird ständig nachtrainiert anhand der Anfragen, die er noch nicht beantworten kann.


Start: 15.06.2022.

Nutzung: 264 Gespräche, Tendenz steigend.

In den 264 Gesprächen mit dem Chatbot wurden 990 Nachrichten ausgetauscht. Die durchschnittliche Gesprächsdauer betrug 1:36 Minuten. 46% der Nutzer*innen haben einen Freitext eingegeben und 54% eins der 5 Auswahlfelder angeklickt. Dabei wurde am häufigsten die Frage nach der Pflegebedürftigkeit und die Pflegebegutachtung ausgewählt. Bevor der Chatbot seinen Dienst auf dem „Pflegeatlas“ aufgenommen hat, wurden ihm schon sehr viele Antworten eingegeben. Die hohe Zahl von 165 nicht zugeordneten Anliegen zeigt, dass ein weiteres Training erforderlich ist.

 

Ausblick: Der Chatbot konnte i.R.d. Projektes nur für kurze Zeit getestet werden. Die Testphase wird fortgesetzt.

 

  1. Digitale Vernetzung
    Das Projekt hatte auch das Ziel, die digitale Vernetzung der verschiedenen Akteure (Hausärzte, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Selbsthilfegruppen etc.) mit der Pflegeberatung zu erproben.
    Da ein Krankenhaus im Kreis Soest (Dreifaltigkeitshospital Lippstadt) an einem Entlass- und Überleitungsmanagement arbeitet, wollte die Pflegeberatung des Kreises Soest an die geplante Plattform andocken, um mit Hilfe digitaler Tools den Übergang pflegebedürftiger Personen vom Krankenhaus in die eigene Häuslichkeit oder in eine Pflegeeinrichtung zu verbessern. Das Projekt hat (in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung des Kreises Soest (WfG)) mehrere Treffen mit allen 7 Krankenhäusern im Kreisgebiet organisiert.
     


Ausblick: Leider haben sich die Krankenhäuser nicht auf eine einheitliche, digitale Plattform verständigen können, so dass das Thema nicht mehr umgesetzt werden konnte.

 

 

  1. Umstellung von Dokumentation der Pflegeberatung
    Das bisherige Dokumentationsprogramm für die Pflegeberatung „TUB3“ wurde im Februar 2022 abgeschaltet. Mit der Umstellung auf das neue Programm „KDN.sozial- Fallmanagement“ wurde den trägerunabhängigen Pflegeberater*innen in den Kommunen, den Pflegeberater*innen und den Mitarbeiter*innen im Sachgebiet Hilfe zur Pflege eine einheitliche Anwendung für die Dokumentation und den Austausch von Informationen über Beratungsfälle zur Verfügung gestellt. Das Programm wird an die E-Akte angebunden, die Anfang 2023 auch im Sachgebiet Pflegeplanung und Alter eingeführt wird. Die Altfälle aus TUB3 wurden bereits im Dokumentenmanagementsystem VIS hinterlegt.
    Zudem haben die Pflegeberater*innen kurze, selbst erstellte Erklärvideos zum Umgang mit KDN über einen gemeinsamen Ordner in „NextCloud“ erhalten.

 

Ausblick: Die Umstellung wurde erfolgreich abgeschlossen. Die praktischen Erfahrungen im Umgang mit dem Programm fließen in die Weiterentwicklung ein.

 

 

  1. IT-Ausstattung für die Pflegeberater*innen (internetfähige Notebooks, mobile Scanner und Multifunktionsdrucker)
    Mit der IT-Ausstattung sollten digitale End-to-End-Prozesse umgesetzt werden. Durch die direkte Erfassung von Daten während der Pflegeberatung sollten umfangreiche und aufwendige Doppelerfassungen entfallen.
    Aufgrund der Pandemie fanden insgesamt bisher nur wenige Hausbesuche statt und die Hardware konnte, unter Berücksichtigung der individuellen Beratungssituation, auch nicht immer eingesetzt worden. Die technische Unterstützung bei der Beratung konnte deshalb noch nicht ausreichend ausprobiert werden. Bisher hat die Praxis nur gezeigt, dass die Nutzung der Laptops bei der Bereitstellung von Informationen aus dem Internet eine sinnvolle Hilfe während der Beratung ist (z.B. Pflegegrad berechnen, „Pflegeatlas“ zeigen, Anbietersuche erklären).

 

Ausblick: Die Hardware ist eine sinnvolle Ergänzung und schafft zukünftig Optionen für die Pflegeberatung, um flexibel auf die Bedürfnisse der Ratsuchenden reagieren zu können.

 


 

  1. Werbung und Öffentlichkeitsarbeit
    Um den Bürger*innen die vielfältigen Angebote der Pflegeberatung nahezubringen wurden/werden die neuen digitalen Angebote in den verschiedensten Medien (Plakate, Flyer, Social Media, Zeitungsartikel) vorgestellt und beworben.

Ein kurzer Erklärfilm im Comic-Stil vermittelt, wie die optimale Versorgung eines Pflegebedürftigen mit Hilfe der digitalen Pflegeberatung organisiert wird https://www.kreis-soest.de/pflegeatlas/.

 

Ausblick: Die Öffentlichkeitsarbeit zur Pflegeberatung wird fortgesetzt, um im Fokus der Öffentlichkeit zu bleiben und den Pflegeatlas mehr ins Bewusstsein der Bürger*innen zu bringen.

 

 

Zusammenarbeit mit dem Märkischen Kreis

 

 

Nach Rückmeldung des Märkischen Kreises läuft die Videoberatung sowie das Pflegecafé bei den Bürger*innen sehr gut an. Es ist derzeit noch abzuwarten, welche Erkenntnisse dazu im Märkischen Kreis bis zum Abschluss des Projektes gewonnen werden.